Spaß beiseite

eine äußerst böse Komödie über ein äußerst glückliches Paar

von Alan Ayckbourn

'Warum,' wollte einst eine verärgerte Zuschauerin von mir wissen, 'schreiben Sie nicht mal ein Stück über ein glückliches Paar?'Ich dachte etwa einen Monat lang darüber nach. Ja... Warum eigentlich nicht?

Alan Ayckbourn über die Inspiration zu "Spaß beiseite"

Alan Ayckbourn weiß ganz genau, warum er sich bis dato immer nur an den unglücklichen Ehen der englischen Mittelklasse abgearbeitet hat, und auch im gesamten Werk Shakespeares kein einziges dauerhaft glückliches Paar auftaucht: Unter dramatischen Gesichtspunkten sind sie schlicht und ergreifend äußerst langweilig. Doch den Autor hat der sportliche Ehrgeiz gepackt, ein absolut perfektes Paar zu schaffen, dem einfach alles zufliegt („die Sorte Leute, die wahrscheinlich sogar kurzfristig einen Klempner finden könnten“). Und so präsentiert er seinem Publikum Richard und Anthea, unglaublich nette, erfolgreiche, doch dabei bescheidene, hilfsbereite und liebevolle Menschen, die immer bereit sind, andere an ihrem Glück teilhaben zu lassen.

Richard und Anthea sind nicht nur glücklich, sie bleiben es auch. „Spaß beiseite“ begleitet seine Figuren über einen Zeitraum von 12 Jahren und falls man überhaupt von einer Entwicklung für das Traumpaar sprechen kann, wird es immer besser: Sie werden immer zufriedener, die Kinder wachsen zu ganz tollen jungen Menschen heran, das Geschäft floriert und sie kümmern sich vorbildlich um ihre weniger glücklichen Freunde. Die beiden sind wirklich gleichermaßen erfolgreich wie liebenswürdig und - seien wir ehrlich - ausgesprochen uninteressante Protagonisten. Nicht, dass man es ihnen nicht gönnen würde, aber eine Geschichte, die ausschließlich aus dem Happy End besteht?

Zum Glück ist dies nur am Rande die Geschichte von Anthea und Richard, sondern vielmehr die ihrer Freunde, die ebenfalls der Meinung sind, dass so viel Glück eigentlich erstmal verdient werden müsste.

Es ist die Geschichte von Richards Geschäftspartner Sven und seiner Frau Olive, die hilflos zusehen muss, wie Sven sich beim Versuch, mit Richards mühelosem Erfolg mitzuhalten, zugrunde richtet.
Es ist die Geschichte der Nachbarn, Hugh und Louise, die mit der Erziehung ihres schwierigen Sohnes ringen, während sich nebenan die Kinder scheinbar ohne jegliches Zutun ganz prächtig entwickeln.
Es ist die Geschichte von Brian, der offensichtlich einfach nicht die Richtige finden kann und jedes Mal mit einer neuen, noch jüngeren und noch unpassenderen Freundin auftaucht.
Anthea und Richard wollen sie alle wirklich nur unterstützen!

Dies ist eine Geschichte über ganz normale Menschen, die das Pech haben, an absolut wunderbare Freunde zu geraten und an der fortwährenden Konfrontation mit deren Glück, Erfolg und, schlimmer noch, Wohlwollen beinahe zerbrechen. Richard und Anthea sind in dieser Geschichte nicht mehr als die vielleicht wohlmeinendsten Antagonisten der Literaturgeschichte...